Das Stück Operation:Parcival befasst sich im 1. Akt mit Gesellschaftsutopien des 20. Jahrhunderts und entlarvt sie nach und nach alle als falsche Grale. Dieser Akt ist hauptsächlich davon gezeichnet, dass sich die Tänzer Systemen unterwerfen, in denen sie funktionieren und als gesichtslose, austauschbare Wesen gezeigt werden. Es wird nicht nach ihrem Empfinden oder ihrer eigen Stellungnahme gefragt.
Das Witwenduett bildet in vielerlei Hinsicht hier die große Ausnahme. Es wird auf die sonst im ganzen Stück eingesetzten multimedialen Elemente, sowie auf die Einbeziehung des Bühnenbildes, bestehend aus 12 großen Styroporquadern, komplett verzichtet. Es steht zwischen einer Kriegsszene aus der Diktatur und dem Kommunismus als neue Gesellschaftsutopie und bildet in seiner Purheit des Tanzes einen Kontrast zu den sonstigen Szenen und betont damit einen zentralen Moment, in dem der Mensch als Individuum und fühlendes Wesen gezeigt wird.
Die Situation zeigt die Trauer um ihre gefallenen Ehemänner und Söhne, die sie tief zu sich selbst, zu ihren Emotionen, Wünschen und Sehnsüchten bringt. Gleichzeitig dürfen sie diesen Gefühlen aber nicht voll nachgeben, da sie auch hier wieder funktionieren und zudem die Aufgaben der Männer mit übernehmen müssen.
Die Anforderungen an Frauen nach dem Krieg waren herausfordernd: Sie mussten den männlichen und weiblichen Part zugleich übernehmen. Genau das versucht die Choreographie zu zeigen. Der erste Part des Duetts wurde von zwei Männern entwickelt und wird nun von Frauen getanzt. Dadurch wird ein ungewöhnliches Frauenbild geschaffen, dass zwischen Sinnlichkeit und kraftvoller Akrobatik changiert. Das Duett, das in der Produktion Operation:Parcival sechseinhalb Minuten einnimmt wurde nun für eine Aufführung beim TanzDelta in Mannheim weiterentwickelt.
Die beiden Frauen finden im Laufe der Choreographie Weichheit, Weiblichkeit und kraftvollen Fluss. Sie überzeugen mit ihrer körperlichen und mentalen Power und enden in freudiger Neugier auf das neue Ungewisse, was - wieder voll in ihrer weiblichen Kraft stehend - nun kommen wird.
| 29.September 2012 |
Freier Tanz im Delta III Theater Felina, Manheim |
| 9./10.November 2012 |
Lange Nacht der kurzen Stücke Kulturzentrum Tempel, Karlsruhe |
