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Seit April 2010

unrestricted exploitation

Tanzperformance
     mit einer poetischen Einleitung von Björn Klein (Hamburg)

Nominiert für den Stuttgarter Theaterpreis 2010

Neubearbeitung für vier Frauen

unrestricted exploitation ist ein rasantes und zugleich fragiles Tanzstück über die (Selbst-) Ausbeutung im beruflichen Kontext, über das nicht mehr Wertschätzen von Leistungen und der daraus resultierende Raubbau, den viele Menschen an sich begehen.



Um der Realität zu entsprechen wird mit rein physischen Mitteln gearbeitet, denn wir haben keinen Ersatzkörper, keine Extradepots, um Kraft zu tanken. Die vier kraftvollen Tänzerinnen erfahren physische Limits und durchleben innerhalb des Stückes die verschiedenen Phasen von Bedarf, Erwartung, Anspruch, Raubbau, Verausgabung, Zusammenbruch, Regeneration und die Folge dieser Verkettung.



Die Tänzerinnen gehen durch verschiedene Tanztechniken und Bewegungsqualitäten mit den eigens dafür entstandenen Kompositionen von Stefan Schmidt (Farang) und Micki Summ in Kommunikation.

Choreographie: Doro Eitel
Tanz, Neubearbeitung: Verena Hehl, Laura Heinecke, Marie Kolinsky, Johanna Wyss
Tanz, Ursprungsversion: Verena Hehl, Flurin Kappenberger,
Marie Kolinsky, Arun Michael Trefz (bis März 2011) Christian Dittmann (ab April 2011)
Komposition: Micki Summ
Stefan Schmidt
Poesie: Björn Klein
Lichtdesign: Bernhard Berny Marx,
Peer Oswald

Bilder

Bilder der Aufführung

Videos

Trailer zu "unrestricted exploitation"

Pressestimmen

Pressestimmen zu ,unrestricted exploitation'

Bisherige Aufführungstermine

12./13. April 2010
Concordia-Theater
Bremen
(Schwachhauser Heerstraße 17)
22./23./24./26. April 2010
Morat-Institut
Freiburg
(Lörracher Straße 31)
6. November 2010
Showcase Tanz zum 22.Stuttgarter Theaterpreis
Tollhaus Karlsruhe
10. Dezember 2010
Im Rahmen des 22.Stuttgarter Theaterpreises
Theaterhaus Stuttgart
26. Mai 2011
Kurzauftritt im Rahmen von Tanz!Heilbronn
Theater Heilbronn
28./29. Oktober 2011
In Ausschnitten bei Internationales Tanztheater XII
Theater Reutlingen
Die Tonne

23./24./25. Februar 2012
zusammen mit MM-Soundsystem
E-Werk
Freiburg
22. Februar 2013
In einer Überarbeitung für vier Frauen beim 100° Festival Berlin
Sophiensaele Berlin
12./13./14. September 2013
In einer Überarbeitung für vier Frauen
Turley-Areal Mannheim
17. September 2013
In einer Überarbeitung für vier Frauen beim Festival Alte Wurzeln - Junge Triebe
Theaterlabor Bielefeld

Konzept

Arbeitsgrundlage

Der Titel ,unrestricted exploitation' (= Raubbau) bezieht sich auf das Phänomen, dass Menschen sich zunehmend bei der Arbeit ausnehmen lassen. Sie investieren häufig Zeit, Kraft und Energie in so hohem Maße, dass es auf Kosten ihres Wohlergehens, ja sogar ihrer Gesundheit geht. Warum toleriert die Gesellschaft das? Was treibt Menschen so weit, dass sie am Ende sogar bereit sind, sich selbst zu zerstören? Geld, Prestige, Anerkennung, Wunsch nach Respekt und Liebe, Ehrgeiz und das Streben nach höheren Positionen sind nur ein paar Antworten auf diese vielschichtigen Fragen.

Wie schaffen sie es, sich dem ihnen schadenden Prozess immer wieder hinzugeben? Diesen Fragen sind Tänzer, Komponist und Choreographin nachgegangen und haben ihre persönlichen Antworten in musikalische Parameter und Tanzmaterial übertragen. In enger Zusammenarbeit haben Tanz und Musik ihre Möglichkeiten ausgelotet.

Oft vergessen oder verdrängen wir Menschen, dass wir nur den einen Körper haben und auf diesen gut achten müssen. Beuten wir ihn aus, zerstören wir ihn oder machen ihn arbeitsunfähig, schaden wir uns selbst damit am meisten. Rücksichtnahme von anderen ist nur selten zu erwarten, denn meistens, insbesondere in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, steht vor allem in der Arbeitswelt schon der nächste zur Ausbeute bereit. Wir zählen nicht mehr in unserem Sein, sondern nur noch in unserer Leistungskraft. Wir sind austauschbar.

Unser Interesse an dieser Thematik begründet sich aus der eigenen Betroffenheit und dem Wunsch gesellschaftskritische Phänomene künstlerisch zu erarbeiten. Musikalische und tänzerische Komposition will sich gegenseitig inspirieren, ergänzen, herausfordern und bereichern.



Struktur

Das oben beschriebene Phänomen wurde in erster Linie über Timing, sowie über Kraft und Energie vom Tanz und von der Musik aufgegriffen. Die Phasen innerhalb der Entwicklung werden auf körperdynamischer Ebene nachempfunden. Sie sind Ausgangspunkt für den Spannungsbogen des Stückes gewesen. Dabei werden körperliche Grenzen in ihren Extremen ausgelotet. In ihrer Körperlichkeit gelangen die Tänzer in Atemlosigkeit und daraus resultierende Entkräftung, wie sie in vielen Berufsbereichen an der Tagesordnung ist. Ein alltägliches gesellschaftliches Phänomen wurde künstlerisch-ästhetisch übersetzt: die Choreographie und Musik ist zum Teil bewusst gegen das natürliche, sowie das künstlerische Prinzip zu Phrasieren gestrickt, um so ein beklemmendes Gefühl von Atemlosigkeit zu erschaffen. Dem Prinzip von Handlung und Regeneration wurde so entgegengearbeitet bis zum unvermeidlichen Zusammenbruch. In diesem Moment der Stille und der Kraftlosigkeit funktioniert kleinste, fragile Bewegung. Nach zuvor aufgebauter unglaublich starker Anspannung durch Korrespondenz von Tanz und Musik, schenkt ein ,fast nichts. die ersehnte Regeneration. Diese Situation bietet die Möglichkeit, zarte, fast unauffällige Choreographien groß und stark werden zu lassen.

Der natürliche organische Rhythmus verwandelt sich zunehmend in unnatürliche, mechanische, sterile Rhythmen; die Lebendigkeit und Organik im Tanz entwickelt sich im Laufe des Stückes mehr und mehr zu einer Funktionalität - zu einer ausdruckslosen Tänzerhülle.

Das Stück möchte weder werten noch eine Antwort liefern. Die Zuschauer sollen angeregt und eingeladen werden, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.



Arbeitsweise

Da wir in der Realität auch nur die Kapazität haben, die uns der eigene Geist und Körper ermöglicht, war es mir wichtig, einzig und allein die Körper sprechen zu lassen; auf Material und Bühnenbild wurde bewusst verzichtet. Der Mensch ist pur, das Stück ist pur.

Da die Körper verschiedenste Phasen und Zustände vermitteln sollen, wurde mit sehr unterschiedlichen Tanztechniken exploriert, darunter Flying low, Kontaktimprovisation, akrobatische Elemente und Popping. Die Choreographin suchte dabei immer nach der Individualität der einzelnen Tänzer mit dem Ziel, die Besonderheiten herauszuarbeiten und stark werden zu lassen.

Strukturen, Hierarchien, Prozesse und Beziehungen innerhalb der Arbeitswelt waren Ausgangspunkt für die Interaktionsmomente im Stück. Über Improvisation und Bewegungsqualitäten sollten die Tänzerinnen und Tänzer zum Ausdruck bringen, was diese Thematik in ihnen ausgelöst hat. Der Komponist forschte zur gleichen Fragestellung. Seine Ergebnisse sind wiederum Basis für tänzerische Improvisationsarbeit gewesen. Dieses Material wurde von der Choreographin aufgegriffen, weiterentwickelt und zu einer feststehenden Choreographie ausgearbeitet.



Tanz und Musik

Zum einen soll die Musik das Offensichtliche im Tanz tragen und unterstützen, zum anderen lässt sie erklingen, was im Innern der Tänzer vorgeht in der Rolle der Arbeitnehmer. Dies steht teilweise im Widerspruch zur nach außen gewahrten Fassade. Die Musik soll antizipierend eingesetzt werden bezüglich unausweichlicher Folgen des aktuellen tänzerischen Geschehens. Sie wirkt so unterbewusst auf die Zuschauer ein. Ebenso übernimmt sie den Part des Gegenspielers. Dadurch kann sie Faktoren und Einflüsse von außen suggerieren, die die Tänzer beeinflussen, jedoch nicht sichtbar sind, wie bspw. Stress, Angst, Sehnsucht und Erwartungen. Musik und Tanz gehen also in Dialog miteinander. Die Musik ist ein gleichberechtigter und eigenständiger Partner der Tänzer und wurde prozessbegleitend entwickelt.

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